Feministinnen interessieren sich neu auch anders für Depression.

Des feministes s'intéressent à la dépression aussi d'une façon nouvelle. (version francophone)

Delle femministe s'interessano alla depressione in un modo nuovo.

Bereits junge Frauen leiden jährlich, und auch im Lebensverlauf etwa doppelt so häufig an Depressionen wie Männer:

Mehr Feministinnen und gerade auch junge Frauen denken mittlerweile, dass die Erkenntnisse klinischer und anderer WissenschaftlerInnen zu der - auch global belastendsten - Krankheitsgruppe "Depression" mehr sind, als ein vorgeblich nur hinderliches "medizinisches Modell", welches sie von der aktiven Veränderung der fortdauernden Gewalterfahrungen abhalten soll. Allerdings haben die wenigen "Neurofeministinnen" vor allem die vorgebliche biologische Unbestimmbarkeit der Gesunden und der an seelischen Störungen Erkrankten einfach auf den Bereich der Geschlechts-/ -terunterschiede konzentriert, die es bei Geburt schlicht "nicht gäbe". Darüberhinaus wird das (ebenfalls) sinnvolle Aufspüren von gesellschaftlich konditionierten Verzerrungen in den Neurowissenschaften - etwa der Zwang zur Fürsorglichkeit bzw. die 10 x geringere Gewaltneigung - sehr viel mehr betrieben, als die Beschäftigung damit, was sich Neurowissenschaften und Frausein gegenseitig zu sagen haben: insbesondere auch bei Depressionen, von denen Frauen doppelt so häufig (x 1,7) betroffen sind. Bipolare, mit Überaktivität einhergehende Depressionen sind allerdings etwa gleich häufig (oder - gemäss eben nicht m/f-differenzierten Befund-Skalen sogar weniger häufig als bei Männern: rechts Beesdo 2009).


Depressionen haben oft mit wiederholten Niederlagen zu tun, die zu Entmutigumgen führen. Gewalterfahrungen belasten die Stimmung schon stark genug und es braucht weder den Stachel noch die Ohnmacht der Depression, um sich dagegen zu wehren. Im Gegenteil: Depressionen werden zwar oft von Niederlagen und mangelnde soziale Geborgenheit (bei nur jedem 6. Opfer) ausgelöst und durch diese unterhalten, aber sie entfalten auch eine oft schreckliche Eigendynamik auf Grund biologischer oder auch infektiöser Ursachen. So ist auch das für die seelische Gesundheit zentrale Immunsystem wegen der Reproduktionsfähigkeit bei Frauen teilweise anders. In den USA gibt es daher schon ein "neues Marketing" von Frauen für Frauen. Umgekehrt entwickeln genetisch gefährdete Frauen weniger Depressionen, wenn sich gute Erfahrungen in besonderen Hirnentwicklungen umsetzten. Das grenzt für manche an "neoliberale Selbstoptimierung", andere sehen darin jedoch nicht nur die Chance sondern die Notwendigkeit, dass depressiv Erkrankte wirksamer behandelt werden: denn die Wirksamkeit stagniert völlig.

Die SP-Frauen erwähnen bspw. nur bei LGBT*QIA- bzw. geflüchteten Menschen Versorgungslücken, die Partei mobilisiert gegen "Poly-pharmazie." Für andere wie Regula Rytz ist Depression "kein politisches Thema, sondern individuell." Wir sind wegen des fast schon absichtlich fehlenden Verständnisses weit davon entfernt, depressive Reaktionen rechtzeitig von durchaus behandelbaren Depressionen abzugrenzen, und uns eine wirksame frühe Behandlung derselben vor allem auch bei allen Mädchen zum Ziel zu setzen - obgleich wir alle Ressourcen dazu hätten. Hierzu gibt es bei dieser teuersten aller Erkrankungen also noch viel Verdrängtes zu diskutieren und zu klären!

In Zürich fand 2019 das Forum des WomensBrainProject statt, welches zur
Gleichstellung weiblicher Organismen insbesondere in der Erforschung von Gehirn & Psyche und speziell zur unter Frauen
doppelt häufigen Alzheimer-Demenz fördern will. Es soll 2023 wiederholt werden!

Bereits 2001 wurde die International Association for Women's Mental Health gegründet, die frauenspezifische Fragen seelischer Gesundheit global wissenschaftlich angeht und praktisch voranbringt. Die seit 50 Jahren in den Gesellschaftswissenschaften sehr tätigen kritischen KritikerInnen der Psychiatrie haben ihrerseits bspw. den Neurofeminismus begründet, der einem Neurosexismus in den neuroGenderings-Kongressen nachspürt. Alternativ zu dieser bisher wenig belegten alarmistischen Rhetorik gibt es durchaus auch progressive Ergebnisse der Neurosciences, die zur Hoffnung Anlass geben, dass sich das interdisziplinäre experimentelle Vorgehen als Leitschnur behaupten kann. Mit einer von sehr vielen gelesenen Sammlung gab es 2014 bereits ein produktives Beispiel.

Der Schweizer "Depression Day" am Sonntag 1.10.2022 möchte aus diesbezügliche Diskussionen durch Zuhören, Kommentieren und Präsentationen unterstützen - vorgängige Kontaktnahmen über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! sind sehr erwünscht, um den Anlass vorbereiten zu können.